
Langes Arbeiten am Bildschirm gehört für viele Menschen zum Alltag – ob im Büro, im Homeoffice oder beim Studium. Doch stundenlanges Starren auf den Monitor kann die Augen belasten und zu Symptomen wie trockenen Augen, Kopfschmerzen oder verschwommener Sicht führen. Genau hier setzen sogenannte Computerbrillen an. Sie sind speziell dafür entwickelt worden, die Sehanforderungen bei Bildschirmarbeit zu unterstützen und Beschwerden vorzubeugen. Doch was genau unterscheidet sie von herkömmlichen Brillen – und wann lohnt sich ihre Anschaffung wirklich?
Warum der Blick auf den Bildschirm besondere Anforderungen stellt
Beim Arbeiten am Computer befinden sich Augen, Kopf und Körper in einer konstant angespannten Haltung. Anders als beim Blick in die Ferne oder beim Lesen auf Papier müssen die Augen den Fokus über längere Zeit in einer mittleren Entfernung halten. Diese sogenannte „Bildschirmdistanz“ liegt etwa zwischen 50 und 80 Zentimetern – ein Bereich, den normale Einstärken- oder Lesebrillen oft nicht optimal abdecken. Hinzu kommt, dass Bildschirme blaues Licht aussenden, das die Augen zusätzlich beanspruchen kann. Auch kleine Schriftgrößen, schlechte Kontraste oder reflektierende Oberflächen führen dazu, dass die Augen über Stunden Höchstleistungen vollbringen müssen. Für Menschen, die regelmäßig am Computer arbeiten, kann dies zu einer sogenannten digitalen Augenbelastung („Digital Eye Strain“) führen – mit typischen Beschwerden wie brennenden Augen, trockener Hornhaut oder Konzentrationsproblemen.
Was Computerbrillen von herkömmlichen Sehhilfen unterscheidet
Computerbrillen sind speziell auf die mittlere Sehentfernung optimiert. Im Gegensatz zu klassischen Lesebrillen, die nur den Nahbereich scharf abbilden, oder Gleitsichtbrillen, die verschiedene Zonen für Fern- und Nahsicht vereinen, konzentrieren sich Computerbrillen auf den Bereich zwischen etwa 40 Zentimetern und einem Meter. Dieser Bereich entspricht genau dem Abstand zum Monitor oder Laptop. Darüber hinaus verfügen viele Modelle über spezielle Beschichtungen, die Reflexionen reduzieren und den Anteil des blauen Lichts filtern können. Diese sogenannten Blaulichtfilter sollen vor allem bei künstlicher Beleuchtung und in langen Arbeitssitzungen für eine angenehmere Sicht sorgen. Ziel ist es, die Augen zu entlasten, unbewusste Fehlhaltungen (etwa durch falsches Kopfneigen) zu vermeiden und eine entspanntere Körperhaltung zu ermöglichen.
Für wen ist eine Computerbrille sinnvoll?
Eine Computerbrille kann grundsätzlich für alle Menschen hilfreich sein, die regelmäßig mehrere Stunden am Bildschirm verbringen – unabhängig davon, ob sie bereits eine Sehschwäche haben oder nicht. Besonders sinnvoll ist sie für Menschen ab etwa 40 Jahren, bei denen sich altersbedingt erste Schwierigkeiten beim Scharfstellen im Nah- und Zwischenbereich bemerkbar machen. In dieser Phase reicht eine einfache Lesebrille meist nicht mehr aus, um komfortabel am Bildschirm zu arbeiten. Auch Personen mit bestehenden Gleitsichtbrillen profitieren häufig von einer zusätzlichen Computerbrille, da die dafür nötige mittlere Zone in herkömmlichen Gleitsichtgläsern meist nur sehr klein ist. Wer sich häufig dabei ertappt, den Kopf zu neigen oder sich dem Monitor unbewusst zu nähern, kann durch eine gezielte Bildschirmbrille nicht nur die Augen entlasten, sondern auch Nacken und Schultern schonen. Vor allem im beruflichen Kontext lohnt sich eine Anpassung durch den Augenoptiker oder die Augenärztin.
Blaulichtfilter – sinnvoll oder überschätzt?
Ein oft diskutiertes Thema im Zusammenhang mit Computerbrillen ist der sogenannte Blaulichtfilter. Die Idee: Bildschirme strahlen einen hohen Anteil an blauem Licht aus, das nicht nur die Augen ermüdet, sondern auch den Schlafrhythmus stören kann. Filtergläser, die diesen Anteil mindern, sollen für angenehmere Sicht und weniger Belastung sorgen – besonders bei abendlicher Bildschirmnutzung. Wissenschaftlich ist die Wirkung von Blaulichtfiltern jedoch nicht unumstritten. Zwar gibt es Hinweise, dass die Reduktion von blauem Licht am Abend helfen kann, das Einschlafen zu erleichtern. Hinsichtlich der direkten Augenbelastung durch Bildschirme gehen die Meinungen aber auseinander. Viele Fachleute sehen Blaulichtfilter als sinnvolle Ergänzung, nicht aber als Ersatz für ergonomisches Arbeiten, regelmäßige Pausen und gute Bildschirmbedingungen. Letztlich hängt der Nutzen stark vom individuellen Empfinden ab.
Worauf beim Kauf und bei der Anpassung zu achten ist
Eine Computerbrille sollte nicht einfach „von der Stange“ gekauft werden. Wichtig ist eine individuelle Anpassung an die persönlichen Sehbedürfnisse, den Arbeitsplatz und den Sehabstand. Der Augenoptiker kann mithilfe spezieller Messverfahren ermitteln, welche Glasstärke und welcher Sehbereich benötigt werden – insbesondere, wenn bereits eine Fehlsichtigkeit oder Altersweitsicht vorliegt. Auch der Sitz der Brille, die Größe des Sichtfeldes und die Wahl der Entspiegelung oder Filter spielen eine Rolle. Wer am Laptop arbeitet, braucht mitunter andere Korrekturen als jemand, der an einem großen Bildschirm mit mehreren Fenstern arbeitet. Eine gute Beratung sollte daher nicht nur die Augen, sondern auch die Arbeitsgewohnheiten berücksichtigen. So wird die Computerbrille zur echten Unterstützung – und nicht zur zusätzlichen Belastung.